Presse
  


Beeindruckende Johannspassion


Johannes Passion

Mit großem Ensemble gelang in der Neuenbürger
Stadtkirche eine ergreifende Aufführung der
Bach'schen Johannespassion.


Von Verzweiflung und Erlösung: Beeindruckende „Johannespassion“ in Neuenbürg

    Angespannt lauscht das Publikum dem Passionsbericht des Johannes in der musikalischen Übersetzung Johann Sebastian Bachs, um nach der zweistündigen Aufführung und kurzem Innehalten in tosenden Beifall auszubrechen. Dabei ist wohl nur wenigen bewusst, welche Leistung hinter einer derart ergreifenden Wiedergabe mit einem so großen Ensemble tatsächlich steckt.

    Rund 80 Mitglieder der Bezirkskantorei Neuenbürg und deren Kinderchor sowie der Kantorei Alpirsbach, vier Solisten und die Instrumentalisten des Karlsruher Barockorchesters fanden sich am Sonntagabend für die Darbietung der an Karfreitag 1725 aufgeführten zweiten Fassung der „Johannespassion“ in der voll besetzten Stadtkirche ein.

     Das Werk ist schlichter und zugänglicher als die ein Jahr zuvor uraufgeführte erste Fassung. Die hohe Gewichtung der Choräle und Chorpartituren im Wechsel mit fast opernhaften Arien verlangt den Sängerinnen und Sängern viel Konzentration ab. Unter der Leitung der Neuenbürger Bezirkskantorin Sun Kim und ihrem Ehemann, dem Alpirsbacher Kantor Christian David Karl, gelingt den Ausführenden eine dramatisch dichte und musikalisch sinnfällige Darbietung. In den Turba-Chören kommt das erregte Volk durch polyphone Überlagerung und deklamatorische Schärfe der Stimmen ausführlich zu Wort, während in den eingängig fließenden Chorälen aus Kirchenliedstrophen teilnehmende Reflexion ausgedrückt wird.

    Mit der von Bach eingefügten Arie „Zerschmettert mich“ lässt Tenor Erik Grevenbrock-Reinhardt die Verzweiflung und Selbstvorwürfe Petrus‘ nach der Verleugnung Jesu schmerzhafte Realität werden. Auch seine Rezitative ließen das Geschehen von der Festnahme Jesu bis zu seiner Kreuzigung und Grablegung durch passende Modulationen bei angenehmem Timbre wirkungsvoll lebendig werden.

    In der Arie „Von den Stricken meiner Sünden“ zu Jesu Fesselung kann Altistin Lea Krüger koloraturtechnisch nur wenig überzeugen, während ihr später in der Trauerarie „Es ist vollbracht!“ eine sehr innige, ergreifende Wiedergabe gelingt. Die leicht indisponierte Sonja Grevenbrock zeigt mit ihrem hellen Sopran eine erstaunliche Geläufigkeit in den virtuosen Passagen ihrer Arie „Ich folge dir gleichfalls mit freudigen Schritten“. Makitaro Arima (Bass) verleiht den Christusworten eine Aura hoheitsvoller Ausstrahlung. Mit der Arie „Eilt ihr angefochtnen Seelen“ führt er die „Wohin?“ fragende Gemeinde nach Golgatha. Und tänzerisch anmutend entwickelt er kurz darauf in der Arie „Mein teurer Heiland“ einen Gegenpol zum darin verwobenen andächtigen Choral.

    Die besonderen Klangwirkungen des in historischer Aufführungspraxis musizierenden Barockorchesters Karlsruhe – unterstützt von Sun Kim und Christian Karl an Cembalo und Truhenorgel – verleihen den Arien ein individuelles Kolorit und sorgen für Spannung in der Konfrontation zweier Welten, die auch den heutigen Menschen noch zu fesseln vermag.

Pforzheimer Zeitung – Karin Ferenbach


 

 

 

Interview mit Sun Kim und Christian Karl

Sun Kim ist Bezirkskantorin und gestaltet musikalisch die Gottesdienste unserer

Verbundkirchengemeinde. Sie ist mit dem Kantor der Alpirsbacher Klosterkirche Christian Karl verheiratet. Beide sind das DUO KLANGRAUM und wohnen in Neuenbürg.

 

Nach 8 Monaten Bauzeit haben Sie seit dem Ewigkeitssonntag „Ihre" Orgel zurück. Wie fühlt sich das an?

Kim: Gut (grinst). In den Klang der Orgel ist eine feine und zarte Wärme gekommen. Auch der neu sanierte Innenraum hat die Akkus-tik verbessert. Kirche und Orgel passen jetzt bestens zusammen.

Die Orgel wurde in alle Einzelteile zerlegt, gereinigt, mit viel neuer Technik versorgt und um fünf Register erweitert. Worin unter­scheidet sich die „neue" von der „alten" Orgel?

Karl: Der Klang ist einerseits tragender und voller geworden. Durch die verschiedenen 8-Fuß-Farben gibt es mehr Kombinati­onsmöglichkeiten und damit auch mehr Klänge. Durch die „Gambe" (ein neues Register) kann man zu­sammen mit der Flöte eine Klari­nette spielen. Andererseits ist die Orgel in sich stimmiger. Alle alten Pfeifen wurden nachbearbeitet.Alle Pfeifen fügen sich nun zu­sammen zu einem runden Klang­konzept.

Kim: Das ist wie bei einem guten Essen, bei dem alles gut aufein­ander abgestimmt ist, alle        Zutaten harmonieren und nichts unange­nehm vorschmeckt.

Was wurde technisch gemacht und warum?

Karl: Die komplette alte Elektro­nik wurde entfernt. Das war auch für einen besseren Brandschutz relevant. Die bisherigen elektro­pneumatischen Registerschaltun­gen wurden durch elektro-magne-tische ersetzt. Dadurch entstand Platz im Untergehäuse für das Gebläse, das aus dem kalten Turm herausgenommen wurde und in die Orgel eingebaut werden konn­te. Wir haben damit die Schimmel erzeugende Kältebrücke entfernen können. Die neue Setzeranlage ermöglicht das Einspeichern von beliebig vielen Registerkombinationen - bisher waren es lediglich zwei! Diese sind dann auf Knopf­druck abrufbar.

Was gefällt ihnen an der neuen Orgel am besten?

Zu welcher Art von Musik lädt das neue Instrument ein?

Kim: Die Schwebung (ein neu­es Register). Es erzeugt sanfte Engelsklänge und erweitert mein Repertoire. Für romantische Stü­cke habe ich jetzt eine Palette von Grundstimmen, auch die Gamba, den Violonbass, die vorher nicht da waren. Endlich kann ich deut­sche und französische Romantik spielen. Bisher musste ich da viele Kompromisse machen. Das Stück vorn Sonntag „Prierä ä Notre Dame" von Löon Boellmann kann man jetzt ohne Kompromis­se ganz nach seiner Vorstellung darstellen.

Haben sie ein Lieblingsregister oder einen Lieblingston?

Kim: Einen Lieblingston habe ich nicht, aber ich mag ganz be­sonders die „Gamba". Sie trägt den Gemeindegesang. Karl: Die Gamba trägt nicht dick auf, aber sie trägt. Kim: Ich höre den Ge­meindegesang mit der Gamba viel besser und fühle mich mit der Gemeinde noch viel mehr verbun­den. Und der Violonbass füllt und stabilisiert den Klang. Der Violon-bass ist das Fundament auf dem ich etwas aufbauen kann. Karl: Es gleicht „einem Haus, das auf Stein gebaut ist". Für mich klingt das Salizional in Verbindung mit der Schwebung zauberhaft. Begeis­tert bin ich vorn neuen Plenum mit seiner neuen Gravität und der sehr schönen Abstimmung.

Viel Freude mit unserer neuen Orgel und vielen Dank für das Interview

Die Fragen stellte Joachim Botzenhardt für den "Gemeindebrief"




Tanz auf der Orgel

Silvester 2024


Silvesterkonzert in der Neuenbürger Stadtkirche begeistert mit Orgelklängen

Gesichter voller Freude in einer fast bis auf den letzten Platz besetzten Neuenbürger Stadtkirche, begeistertes Klatschen, das den Orgelklängen ihren Tribut zollt – so kann der Start ins neue Jahr 2025 beginnen. Pünktlich um 22 Uhr am Silvesterabend weihten Sun Kim und Christian David Karl vom Duo KlangRaum beim Silvesterkonzert unter dem Motto „Tanz auf der Orgel“ die Mühleisen-Lenter-Orgel ein. Nachdem die Innensanierung der Kirche im Frühjahr nach zwei Jahren abgeschlossen worden war, konnte man auch die Sanierung des Hauptinstruments der Bezirkskantorin Ende Oktober abschließen.

   Ein breites Portfolio, das zeigt, was die renovierte und sanierte Kirchenorgel zu bieten hat, präsentierte das Duo. Christian David Karl moderierte die einzelnen Musikstücke, die von Tschaikowski, Strauss und Co. handelten. Das Susanne van Soldt Manuscript aus dem Jahr 1599 ist eine Anthologie für Tasteninstrumente aus dem Jahr 1599, bestehend aus 33 Stücken, die von oder für ein in London lebendes junges flämisches oder holländisches Mädchen kopiert wurden. Wie Karl verriet, umfasse das Werk frühe Tänze, die passend zur Zeit mit dem Tamburin gespielt wurden. Hans Leo Hassler (1564–1612) drücke mit seinem Werk „Canzon duodecimi toni a 8 (‚Sacri concentus‘ Nürnberg, 1601)“ Instrumentalmusik für verschiedene Chöre aus. Von da aus ging es zu einem der Höhepunkte des fast anderthalbstündigen Konzerts, dem „Walzer zu vier Füßen“ von Johann Strauß Sohn (1825–1899), bearbeitet von Johannes M. Michel (1962). Eindrücklich konnte auch das Publikum im unteren Kirchenraum über den Bildschirm nachverfolgen, wie, ganz berühmt für Wien, die Walzer im Zusammenspiel von Sun Kim und Christian David Karl ihren vollendeten Klang entfalten konnten. Es folgte die Improvisation des Duos. „Damit möchten wir mal andere Klangfarben der Orgel zeigen und was man sonst noch bieten kann, außer den Klängen des Walzers.“ Pjotr Iljitsch Tschaikowskis (1840–1893) „Nussknacker-Suite, op. 71 a“, werde typisch zur Winter- und Weihnachtszeit gespielt, verriet Bezirkskantorin Sun Kim. Hier kann man unterschiedliche Instrumente, zum Beispiel Querflöte und Klarinette, an der Orgel erklingen lassen. 30 Minuten lang durfte das Publikum den Klängen lauschen, die eigentlich für ein Ballett gedacht seien und sechs Tänze umfassen, wie Christian David Karl sagte. „Diese Tänze sind sehr typisch für die Zeit und beinhalten auch den ‚Blumenwalzer‘, der Ihnen bekannt sein dürfte.“

   Als Zugabe durfte man die umgearbeitete Version für die Orgel des Radetzky-Marschs von Johann Strauß, im Original aus dem Jahr 1848, hören. Auch die „Tritsch-Tratsch-Polka, op. 214“ von Johann Strauß Sohn konnte, umgeschrieben von Klavier auf Orgel, durch die zusätzlichen Stimmen ihren vollen Klang entfalten. Die Töne der Orgel ergeben sich über die unterschiedlichen Charaktere.

   Neu hinzugekommen ist der Violonbass 16‘. Dieser ist markant streichend, tragend und lyrisch. Auch der Violon 8‘, die Gamba 8‘ , Salicional 8‘ oder Schwebung 8‘ sind neu. Beide lassen die Orgel differenzierter und in ihren Feinheiten mehr hervorstechen.

  Das nächste größere Konzert ist die „Bach 300 – Johannes Passion (1725)“ am Samstag, 6. April 2025 um 17 Uhr, in der Stadtkirche Neuenbürg.


Jennifer Warzecha, Pforzheimer Zeitung 2025


Silvester24


„Tanz auf der Orgel“ beim Silvesterkonzert mit dem Duo „Klangraum“

 

Einen vierhändigen und vierfüßigen „Tanz auf der Orgel“ zelebrierte das „Duo Klangraum“ beim dritten Silvesterkonzert in der ausverkauften Neuenbürger Stadtkirche. Statt auf dem Parkett schwebten, hüpften, wirbelten und schritten Hände und Füße von Bezirkskantorin Sun Kim und ihrem Partner Christian David Karl über die beiden Manuale und die Pedale der frisch renovierten Mühleisen-Lentner-Orgel. Die um 250 neue Pfeifen erweiterte und jetzt über 30 verschiedene, noch feiner austarierten Stimmen verfügende Orgel zeigte dabei ihre ganze Klangpracht. Mit Tänzen aus der Renaissance und der „Nussknacker-Suite“ von Tschaikowski, Walzern von Johann Strauß Sohn sowie einer Improvisation erfreuten die beiden Organisten die begeisterten Zuschauer. Zu den Tänzen aus dem Manuscript der Susanne van Soldt (Verfasser unbekannt) aus dem Jahr 1599 erklang zusammen mit der Orgel erstmals ein von Karl im Altarraum gespieltes Portativ, eine kleine tragbare Pfeifenorgel, die bereits im Mittelalter und bis in die Renaissance als Ensembleinstrument verwendet wurde. Der handgeführte Blasebalg erlaubt durch direkten Einfluss auf den Winddruck, Klang und Lautstärke der Pfeifen zu variieren. Die vier dargebotenen höfischen Tänze – mal äußerst lebhaft, mal der Seele sanft schmeichelnd – assoziierten die Klangfarben von Engel- und Hirteninstrumenten und sorgten so für etwas weihnachtlichen Zauber in der Stadtkirche. Der tänzerische Charakter des „Canzon duodecimi toni a 8“ des im Übergang von Renaissance zum Barock von Hans Leo Hassler geschriebenen Instrumentalwerks für 8-stimmigen Doppelchor kam in der jeweils vierstimmigen Ausführung der beiden Kirchenmusiker sehr gut zum Ausdruck. Besondere Effekte bezüglich der Orchestrierung erzeugten Kim und Karl bei ihrer anschließenden Improvisation. „Lassen Sie sich überraschen, was die Orgel an Möglichkeiten außerhalb der gewohnten Literatur zu bieten hat“, betonte Karl in seiner kurzen Einführung. Auch hier erklangen Motive aus der weihnachtlichen Krippenszene mit Hirten, die sich bei klirrender Kälte auf den Weg zu Stall mit dem Kind machen, und aus Dudelsack- sowie einem engelhaften Glockenspiel. Die beiden Kirchenmusiker hatten dabei ähnliche Bilder im Kopf und ließen so in ihrem virtuosen Wechsel- und Zusammenspiel ihr ganz eigenes Kunstwerk entstehen. In die Welt der russischen Ballettmusik entführte das Paar die Zuhörer mit Pjotr Iljitsch Tschaikowskis „Nussknacker-Suite“, op. 71 a. In dieser stellte der Komponist acht besonders gelungene und farbig orchestrierte Sätze aus dem gleichnamigen Ballett zusammen, dessen Uraufführung erst ein halbes Jahr später erfolgte. Aus dem ersten Akt stammen die Ouvertüre und der Marsch, der die Reihe der charakteristischen Tänze eröffnet. Hier ließen Kim und Karl die Figuren zu den eingängigen Rhythmen über die Bühne stolzieren, während die Zuckerfee mit viel Glitzerglanz über dem Geschehen zu schweben schien. Kurz und impulsiv dann ihr Solotanz, gefolgt vom feurigen russischen „Trepak“ und dem „Arabischen Tanz“ mit seinem orientalisch-melancholischen Einschlag. Nach dem spritzigen, im ostinaten Tripelrhythmus gesetzten „Chinesischen Tanz“ glänzten in graziöser Manier die Rohrpfeifen im „Danse des Mirlitons“. Krönender Abschluss der „Nussknacker-Suite“ war der berühmte „Blumenwalzer“, das längste Stück des als „musikalisches Märchenwunder“ bezeichneten Werks, mit dem Tschaikowski seine Verbundenheit zu Johann Strauß bekundete. Letzterer durfte am Silvesterabend natürlich nicht fehlen, zumal 2025 dessen 200jähriger Geburtstag gefeiert wird. Im Arrangement „Walzer zu vier Füssen“ von Johannes M. Michel ließen Kim und Karl ausschließlich ihre Füße auf den Pedalen spielen bzw. tanzen, um die ganze Klangpracht der Walzer von Johann Strauß, darunter „Rosen aus dem Süden“, „Zigeunerbaron“ und „Fledermaus“, zum Leben zu erwecken. Mit der „Tritsch-Tratsch-Polka“ setzten sie dem Konzertabend einen rasanten Schlusspunkt. Den Titel und die humorvoll karikierende Musik wählte Strauß, der damals schon ein Weltstar war, um sich über den Tratsch der Wiener Boulevardpresse zu seinen Affären und Liebeleien lustig zu machen. Tosender Applaus machte sich im Kirchenschiff breit und forderte eine Zugabe ein. Mit dem populären Radetzky-Marsch von Johann Strauß (Vater) leiteten Kim und Karl über zu den knallenden Sektkorken im Foyer der Kirche. Dort wurde um Mitternacht bei Schaumwein und Häppchen in geselliger Runde das neue Jahr begrüßt.

 

K. Ferenbach / Neuenbürger Stadt-Nachrichten

 




Rossini Petite Messe solennelle


Samstag, 19. Oktober 2024, 17:00 Uhr Stadtkirche Neuenbürg
Sonntag,  20. Oktober 2024, 17:00 Uhr Klosterkirche Bad Herrenalb

Rosini Messe

Rossinis Petite Messe eindrucksvoll und mutig umgesetzt

Mit der Aufführung der „Petite Messe Solennelle“ von Gioacchino Rossini am vergangenen Samstag in der Stadtkirche Neuenbürg hat Bezirkskantorin Sun Kim großen Mut bewiesen. Verlangte doch die Einstudierung und Präsentation des 90-minütigen, facettenreichen geistlichen Werkes den beteiligten Sängern und Instrumentalisten, allen voran den Mitgliedern der Bezirkskantorei, einiges ab. „Wir hatten eine sehr lange und intensive Probenphase“, berichtete eine Choristin nach dem Konzert, bei dem wider Erwarten einige Stühle unbesetzt blieben.

    In der kammermusikalischen Vertonung des katholischen Messetextes lässt das Zusammenspiel, aber gerade auch der Kontrast von sakralem Gesang, opernhaften Melodien und markant-perkussivem Klang zweier Klaviere und Harmonium aufhorchen. Mit einer gut besetzten Kantorei, den erfahrenen

Solisten Barbara Friebel (Sopran), Lea Krüger (Alt), Joaquín Asiáin (Tenor) und Makitaro Arima (Bass), Musikschulleiter Christian Knebel und dessen Frau Ljiljana Borota am Klavier sowie Christian David Karl am Harmonium gelang Sun Kim eine interessante und weitgehend ausgewogene Interpretation von Rossinis Spätwerk. Wenngleich die Choristen an manchen Stellen aufgrund der hohen Anforderungen etwas zurückhaltend agierten, überzeugten sie doch in den beiden ausgedehnten Fugen „Cum Sancto Spiritu“ (Abschluss des „Gloria“) und „Et vitam venturi saeculi“ (am Ende des „Credo“) mit beschwingter Leichtigkeit, welche die polyphonen Klangbilder bis in die hintersten Winkel des Kirchenschiffs schweben ließ.

    Die Solisten glänzten in ihren Solo- und Ensemblepartien mit ausdrucksstarken Momenten. Mit hellem Tenor und den Blick ins Publikum gerichtet, gestaltete Tenor Asiáin ein ausdrucksstarkes „Domine Deus“. Der sonore Bass von Arima ließ im „Quoniam tu solus Sanctus“ aufhorchen. Sopranistin Friebel glänzte mit klarer Stimmführung in „O Salutaris Hostia“, in der sie flehentlich die heilbringende Kraft der Hostie im Abendmahl betont. Sehr klangschön auch das Duett Friebel - Krüger

im „Qui tollis“ (Gloria), in dem die beiden Stimmen harmonisch zu verschmelzen schienen, aber dennoch in einem spannenden Dialog blieben. Mit wohlig-weichem Timbre gestaltete Krüger ihre Solopartien. Zum abschließenden Höhepunkt wurde das von ihr im Zusammenspiel mit dem Chor vorgetragene „Agnus Dei“, das bei aller Dynamik auch einen versöhnlichen Charakter ausstrahlte.

Die Aufführung erntete denn auch langanhaltenden Beifall.

 
Karin Fehrenbach/Pforzheimer Zeitung 2024


Polizeimusikkorps

Polizeiorch

Benefizkonzert des Polizeimusikkorps Karlsruhe sorgte erneut für Begeisterung


Bereits zum dritten Mal gastierte das Polizeimusikkorps Karlsruhe am Sonntag, dem 14. April, in der Evangelischen Stadtkirche in Neuenbürg. Und erneut fließen die Einnahmen aus diesem Benefizkonzert in die Renovierung des Gotteshauses. Möglich gemacht hat dies Alfred Gerwig aus Dennach, der seit vielen Jahren gute Kontakte zu dem Klangkörper pflegt. Das vielseitige ehrenamtliche Engagement des langjährigen Neuenbürger Stadtrats wurde an diesem Abend sowohl vom Blasorchester selbst als auch von Dekan Joachim Botzenhardt und Bezirkskantorin Sun Kim gewürdigt. Unter der Leitung von Mario Ströhm präsentierte das 1981 gegründete und mit bis zu 70 aktiven Musikern größte Polizeiorchester Deutschlands eine Mischung aus sakraler und weltlicher Musik. Es ist ein reines Freizeitorchester, das vom Förderverein mit seinen inzwischen circa 750 Mitgliedern finanziell unterstützt wird. Moderator und Trompeter Anton Gramlich führte in unterhaltsamer Manier durch das gut einstündige Programm. Neben geistlichen Werken wie dem berühmten Kanon von Johann Pachelbel und einem modernen Arrangement des Kanons „Dona nobis pacem“ erklangen Stücke aus dem Barock, darunter das „Adagio“ aus dem Oboenkonzert von Bendedetto Marcello und das „Rondo“ aus dem Klarinettenquartett von Henry Purcell sowie Programmmusik von Jacob de Haan („Concerto d’Amore“) und Michael Hoppé („This Majestic Land“). Abgerundet wurden die Darbietungen mit den Auftritten der beiden Gesangssolisten Nina Hirschler und Toni Bergsch. Die ausgebildete Musicalsängerin und Polizeihauptmeisterin erfreute die Zuhörer mit ihrer Interpretation des Titels „Gold von den Sternen“ aus dem Musical „Mozart“ sowie Jennifer Rushs Kulthit „The power of love“. Der pensionierte Polizeihauptkommissar sang einfühlsam John Lennons „Imagine“ und Leonard Cohens „Halleluja“. Auch im Duett überzeigten die beiden mit der Pop-Ballade „Up where we belong“, die für den Film „Ein Offizier und Gentleman“ komponiert wurde. Unter den Gästen waren neben Bürgermeister Fabian Bader und dessen Gattin auch der Leiter des Polizeireviers Neuenbürg, Thomas Huber, sowie die Schirmherrin des Musikkorps, Polizeipräsidentin Caren Denner. Denner wurde in der Kirche getauft, ebenso wie das 88jährige Urgestein und Tubist des Klangkörpers, Alfred Woerlen. Sehr berührt, aber auch applausfreudig, zeigte sich das begeisterte Publikum angesichts der geballten Spielfreude und der vielen Genussmomente.

 

Bildunterschrift: Mit seinem Benefizkonzert zugunsten der Stadtkirche begeisterte das Polizeimusikkorps Karlsruhe mit Sängerin Nina Hirschler und Sänger Toni Bergsch erneut die zahlreichen Besucher in der Stadtkirche.

Karin Fehrenbach (Bild und Text)/ Neuenbürger Stadt-Nachrichten

 

 

 

 



Matthäus-Passion in der Georgskirche


Matthäus Passion 24


Vokalensemble „Septimbre“ und Florian Lampadius gestalten Karfreitagskonzert mit der Matthäus-Passion von Heinrich Schütz.

   Nach der JohVerdana, Arial, sans-
serifannespassion von Heinrich Schütz mit der Bezirkskantorei und Solisten im letzten Jahr, erklang am vergangenen Karfreitag dessen Matthäuspassion in der altehrwürdigen Sankt Georgskirche am Neuenbürger Schlossberg. In dieser von der Evangelischen Verbundkirchengemeinde und Schloss Neuenbürg gemeinsam veranstalteten Konzertreihe veranstalteten Konzertreihe gelang dem vierköpfigen Vokalensemble „Septimbre“ und Tenor Florian Lampadius eine äußerst eindringliche Interpretation der „Historia des Leidens und Sterbens unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi nach dem Evangelium St. Matthäus“ im voll besetzten, mittelalterlichen Sakralbau.
   Schütz’ Passionen nach den Evangelisten Matthäus, Lukas und Johannes sind allesamt Auftragskompositionen für den Dresdner Hof. Mit diesen Spätwerken beschließt Schütz die Reihe seiner biblischen Historienvertonungen. Dabei handelt es sich um reine A-cappella-Vertonungen (also ohne instrumentale Begleitung) von hohem handwerklichem Anspruch und zugleich dichter, verinnerlichter Expressivität. Als letzte der drei Passionsvertonungen entstand 1666 jene nach dem Evangelisten Matthäus, die in ihrer Klangsprache auf das Wesentliche reduziert ist und ganz nah am Text der vertonten Kapitel 26 und 27 bleibt. Ihm wurde vom Komponisten ein einleitender, Introitus genannter Chorsatz vorangestellt und am Ende ein etwas längerer Beschluss als motettenartiger Chor hinzugefügt. Diese beiden sowie alle weiteren 20 vierstimmigen Chöre (darunter die Beiträge der „Ganze Haufe”, der Hohenpriester und Ältesten, der Jünger Jesu, des jüdischen Volkes oder der Kriegsknechte) wurden an Karfreitag vom Ensemble „Septimbre“ intoniert. Sie sind musikalisch sehr gehaltvoll und tiefsinnig gestaltet und spiegeln die Handlung teilweise sehr energiegeladen, teilweise geradezu abgründig wider. Das Vokalquartett gestaltete die eher kurz gehaltenen, jedoch rhythmisch komplexen und polyphon ausgeführten Chorstücke bestens aufeinander abgestimmt, insbesondere was auch die nahtlos aufeinanderfolgenden Einsätze anbelangt.
   Die wichtigste Rolle kommt dem Evangelisten, dem Tenor-Solisten, zu, der die Geschichte erzählt. Hier gelang Florian Lampadius eine atmosphärisch sehr ergreifende, mitunter sehr emotional aufgeladene Schilderung des dramatischen Geschehens in Jerusalem, vom Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern, über dessen Verurteilung und Kreuzigung, bis hin zur Grablege. Mit lupenreiner Intonation und perfekter Textverständlichkeit versetzte der Pfarrer aus Loffenau sich und die Zuhörer in die Perspektive von Augenzeugen und schuf dadurch eine große persönliche Anteilnahme am Leiden und Sterben Jesu. Auch die Solisten des Gesangsquartetts meisterten ihre Partien der musikalisch-rhetorischen Figuren und deren Zusammenspiel mit klarer Artikulation äußerst wirkungsvoll. Allen voran Bassist Christian David Karl, der als Jesus und Hohepriester Caiphas nach dem Evangelisten am stärksten gefordert war.

   Ihm zu Seite standen nicht minder ausdrucksstark, jedoch mit wesentlich kürzeren Passagen, der Tenor Lukas Ruckelshausen, der den Petrus und den Pilatus verkörperte, Julia Heidemann, die den Mägden Ancilla I und II ihre helle, durchdringende Sopranstimme verlieh, sowie Sun Kim (Alt) in der Rolle des Judas und Pilatus‘ Weib.
   So wurde die Aufführung zu einer lebendigen musikalischen Darstellung, die nach dem kunstvollen Schlusschor, der auf den Erlöser und die Dreieinigkeit Gottes hinweist, in andächtige Stille und anschließenden, langanhaltenden Applaus mündete.

Karin Fehrenbach/ Neuenbürger Stadt-Nachrichten


Virtuoses Silvesterkonzert

Silvester Konzert


Duo „Klangraum“ verzaubert musikalischen Jahreswechsel in Neuenbürg
Neuenbürg mit Walzern, Konzert- und höfischer Tanzmusik.


Nach der vom Publikum bestens aufgenommenen Premiere im zurückliegenden Jahr, gestaltete das „Duo Klangraum“ mit der Neuenbürger Bezirkskantorin Sun Kim und ihrem Partner Christian David Karl erneut ein Silvesterkonzert. Allerdings nicht wie ursprünglich vorgesehen in der weitgehend sanierten Stadtkirche, sondern im Gemeindehaus am Schlossberg. Die Fertigstellung des Innenraums verschiebt sich auf Februar.
Bestens eingespielt
   Im Mittelpunkt des gut einstündigen Programms standen das dritte Brandenburgische Konzert von Johann Sebastian Bach sowie Tänze von der Renaissance bis zur Romantik. Deren Interpretation durch die beiden bestens aufeinander eingespielten Kirchenmusiker entwickelte sich dann auch zu einem virtuosen Tanz beziehungsweise Wechselspiel auf den Tasten von Klavier, Cembalo und Truhenorgel. Zum Auftakt erklang der von knappen, klaren Strukturen und Wiederholungen geprägte erste Walzer aus den „Sechs Walzern zu vier Händen“ von Max Reger, gefolgt von dessen Bearbeitung für Klavier zu vier Händen von Bachs drittem Brandenburgischen Konzert. Hierzu hatte Karl eine Transkription für die Klop-Truhenorgel verfasst, die das Paar äußerst virtuos – mit dynamischen Akzenten im ersten und minutiös verspielt, an eine Drehorgel erinnernd, im dritten Satz – darbot. Doch nahm die fehlende Anschlagskultur eines Klaviers, die auch nicht durch die wenigen Wechsel in den fünf Registern ausgeglichen werden konnte, dem ursprünglichen Werk etwas an Brillanz und Farbigkeit.
   Festlich und fröhlich schreitend, mitunter majestätisch eingefärbt und mit figurativen Variationen kamen die Tänze der Renaissance- und Barockkünstler Bernardo Storace, Jan Pieterszoon Sweelinck und Gaetano Piazza daher. In der eher ungewohnten Besetzung von Cembalo (Karl) und Truhenorgel (Kim) entfaltete sich immer wieder der typische Echo-Effekt oder ein Zwiegespräch aus Tutti und ergänzender Improvisation am von einer Neuenbürgerin der Kirchengemeinde überlassenen Tasteninstrument.
   In dem rhythmisch vorantreibenden „Danse russe“ aus der Nussknacker-Suite“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowski wirbelten die Kosaken vor dem inneren Auge der Zuschauer über die Bühne. Wie im Vorjahr durfte auch zum diesjährigen Jahreswechsel der berühmte „Donauwalzer“ von Johann Strauß (Sohn) nicht fehlen. Mit einem am anderen Ende des Saales platzierten Klavier konnte sich das Publikum dem Stereoeffekt der hin- und herschwappenden Walzermelodien und deren enormen Vielfalt auf engstem Raum nicht entziehen, welche die beiden technisch perfekt umsetzten, im Rubato allerdings nicht immer durchgängig auf einer Wellenlänge waren.
   Mit dem populären Radetzky-Marsch von Johann Strauß (Vater) und einer Wiederholung von Tschaikowskis „Danse russe“ am Flügel als Zugabe entließen Kim und Karl das begeisterte Publikum in die Silvesternacht, zu der auch im Gemeindehaus ein Sektumtrunk angeboten wurde.

Karin Fehrenbach/Pforzheimer Zeitung 2024


Poesie und Tango
Bild: Karin Fehrenbach


"Poesie und Tango"
Weltschmerz und Aufbegehren

Mit einem sehr weltlichen Konzert wartete das Bezirkskantorat Neuenbürg am Samstag im Evangelischen Gemeindehaus auf. Führte die Reise unter dem Motto „Poesie und Tango“ doch in die von europäischen Auswanderern besiedelten Armenviertel von Buenos Aires. Als bestens eingespielte Interpreten des „Tango nuevo“ von Astor Piazzolla und Werken einiger seiner Zeitgenossen erwies sich dabei das aus Mainz stammende Trio Thomas Humm (Akkordeon), Fryderyk Jona (Sopran- und Altsaxophon) und Hermann Heiser (Sprechkunst). Viele von Piazzollas Tangos, die in den 1960er Jahren entstanden, sind nicht mehr im traditionellen Sinne tanzbar, sondern in erster Linie Musik zum Zuhören. Piazzolla seziert die charakteristischen Elemente des Tangos und stellt sie mit modernen Techniken in einem neuen Licht dar. Sehr einfühlsam verweben Humm und Jona die komplexen Strukturen, die sich in Tempo, Rhythmus und Harmonie unterscheiden, zu einem ausdrucksstarken Ganzen, das sich zwischen akkordischem, rhythmisch vorantreibendem Spiel des Duos und elegischem Saxophon-Solo bewegt. So entstehen Stimmungen und Bilder voller Sinnlichkeit und Melancholie, aber auch von ungestillten Sehnsüchten und der schöpferischen Kraft der Musik. Deren Texte hat Heiser übersetzt und haucht ihnen in seinen szenischen Darstellungen Leben ein. Als Betrunkener mit Weinflasche und Stuhl im Schlepptau betritt er in „Der letzte Suff“ die Bühne, um seine Geliebte, die ihn für einen anderen verlassen hat, um einen letzten Kaffee zu bitten. Auf die Rose in seiner Hand verweisend, erzählt er vom Schicksal des „kleinen Jungen vom Bachín“, der die Blumen in den Restaurants der Theaterzone von Buenos Aires verkauft, um seine notleidende Familie zu unterstützen, möglichst auch mit Übriggebliebenem vom Grill. Im Lied „Alter blinder Geiger“ schildert Heiser die Geschichte der Prostituierten María, die in den Slums von Buenos Aires lebt und stirbt. Der alte Blinde ist ein Symbol für die Seele des Tangos, der die Leiden und Freuden der Menschen bezeugt. Herausragend sein parlierender Gesang in der „Ballade für einen Verrückten“, die er mit Tröte, Konfetti und Melone garniert. Der surreale Text handelt von einem Mann, der sich in eine Frau verliebt, die er auf der Straße trifft, und der sich für verrückt hält, weil er die Welt anders sieht als die anderen, etwa hinter dem Steuer des „Supersportwagens Marke Illusion“. Viel Beifall für die gelungene „Collage à trois“, auf den der „Tango último“ von Piazzolla als Zugabe folgt.

Karin Fehrenbach/Pforzheimer Zeitung



Sommer Serenade
Bild: Robin Daniel Frommer


Ein Fest für die Ohren im Neuenbürger Schloss

    Eine abendliche Sommer-Serenade: Das Duo KlangRaum inszenierte ein facettenreiches Konzert im bestens besuchten Fürstensaal des Schlosses Neuenbürg – das spannende Zusammenspiel von Klavichord, Orgel und Konzertflügel wurde mit viel Beifall und Bravo-Rufen belohnt.
    Natürlich durfte Mozarts berühmte Suite „Eine kleine Nachtmusik“ nicht fehlen. Vierhändig von Sun Kim und Christian David Karl am Piano einstudiert, perfekt und mit Hingabe dargeboten, zählte sie zu den von Applaus gekrönten Glanzlichtern des Abends. Überschäumend nahm das Publikum im zweiten Set auch die Adaption von Maurice Ravels „Bolero“ für Orgel und Klavier auf, wobei Sun Kims Tastenspiel den kontinuierlichen Ostinato-Rhythmus wiedergab und Christian David Karl an der Orgel „Ravels restlichem Orchester“ Klang und Dynamik verlieh. Am Konzept der Sommer-Serenade habe man gut ein halbes Jahr getüftelt, verrät Christian David Karl. „Intensiv geprobt wurde etwa ein Monat“.
    Der Aufwand hat sich gelohnt – und das gilt auch und insbesondere für den ersten Konzertteil, den eher selten zu hörende Renaissance-Kompositionen prägten. Den Auftakt machte die Suite „Danserye“ (1551) aus der Sammlung des niederländischen Buchdruckers und vermutlich ersten Musikverlegers Tielman Susato, die nach dessen damaliger, von Christian David Karl zitierten Anpreisung „bequem zu spielen“ sei, „auf allen Instrumenten“. Eine Aussage, die Kim und Karl im Handumdrehen mit prallem Leben füllten – an den Tasten von Klavichord, Orgel und Konzertflügel – und sogar mit ein paar Takten an der afrikanischen Djembé-Bechertrommel. Selbst Soundfeinschmecker kamen bei reich verzierten Melodien, die jeder Spieluhr bestens zu Gesicht gestanden hätten, voll auf ihre Kosten.
    Das Duo variierte beständig das Klangbild von Orgel und Klavichord; man musste die Augen gar nicht schließen, um Passagen in der leisen Färbung von Spinett oder Mandoline (bei Sweelincks „Unter der linden grüne“) wahrzunehmen. Schon die Auftakt-Serenade erhielt kräftigen Applaus. Nach der Improvisation „Romanesca“ folgte das vom spanischen Padre Antonio Soler (1729-1799) für zwei Orgeln komponierte Konzert in G-Dur. Wer sich im Neuenbürger Publikum an die Wucht der großen, betagten Jahrmarktsorgeln vergangener Zeiten noch zu erinnern vermochte, dürfte bei diesen Klängen ziemlich sicher ein akustisches Déjà-vu wohlig genossen haben.

Pforzheimer Zeitung / Robin Daniel Frommer



Muttertags Konzert im Schloss Neuenbürg

Muttertagskonzert
 Bild: Caroline Hillerbrand

Ein Muttertagskonzert der besonderen Art fand am vergangenen Sonntag im bis zum letzten Platz besetzten Fürstensaal des Neuenbürger Schlosses statt. Eine Kooperation aus Schloss und Bezirkskantorat Neuenbürg unter der Leitung von Sun Kim machte dieses musikalische Ereignis möglich.
     Der Auftakt des Konzertes mit „alter Musik“ erfolgte mit dem Concerto in a-Moll von Antonio Vivaldi, der nicht nur Komponist, sondern auch selbst Violinvirtuose und Priester war. Von der Barockband des Landesjugendorchesters Baden-Württemberg unter der Leitung von Gerd Uwe Klein und Bezirkskantorin Sun Kim am Cembalo wurden die drei Sätze lebendig musiziert.
     Im darauffolgenden geistlichen Konzert von Heinrich Schütz “Ich will den Herren loben allezeit“ interpretierte Sopranistin Miriam Kurrle unter zarter Untermalung durch die Orgel den Text des 34. Psalms hervorragend. Das immer wiederkehrende Alleluja diente hierbei als Bekräftigung.
     Georg Friedrich Händel hat das dritte Werk dieses Nachmittags komponiert. Das Orgelkonzert in F-Dur unter dem Namen „Der Kuckuck und die Nachtigall“ entführte die Zuhörer unter anderem in die Welt der Vogelstimmen, die von der Orgel überraschend imitiert wurden. Barockband, Bezirkskantorin am Cembalo und Christian David Karl an der Orgel musizierten das Orgelkonzert in F-Dur virtuos und abwechslungsreich.
     Den krönenden Abschluss des Konzertes bildete das Gloria in D-Dur von Antonio Vivaldi, das von allen Instrumentalisten, der Bezirkskantorei und den beiden Solistinnen Eva Ziebarth (Alt) und Miriam Kurrle (Sopran) dargeboten wurde. Festliche Trompetenklänge begleiteten den Chor im einleitenden „Gloria in excelsis deo“. Nach den überraschenden harmonischen Wendungen im „Et in terra pax“ folgte das Duett der beiden Solistinnen und eine von der Oboe klar und akzentuiert begleitete Sopran-Arie. Der vom Cello untermalten Alt-Arie, die durch den Chor ergänzt wurde, ging das bewegte, tänzerische „ Domine Fili“ voraus. Der zwölfte und letzte Satz des beeindruckenden Werkes schloss den Messetext, teils als Fuge gestaltet, ab „mit dem heiligen Geist, zur Ehre Gottes, des Vaters, Amen“.
     Die Zuhörer dankten den Musikern und Sun Kim für diesen wundervollen musikalischen Nachmittag mit anhaltendem Applaus, so dass der letzte Satz des Gloria als Zugabe nochmals erklang.

Caroline Hillenbrand



Förderkreis Kirchenmusik Neuenbürg
gegründet

beirat Bild G.Weber

Von links: Dekan Joachim Botzenhardt, Matthias Rommelfanger,
Carolin Hillenbrand, Edgar Theurer, Jörg Hurrle, Margit Walz,
Angelika Fischer, Jürgen Hiller sowie Kantorin Sun Kim

…..Gerade in den Kirchengemeinden des Dekanatsbezirks Neuenbürg ist die Kirchenmusik schon länger ein Herzstück der kontinuierlichen Aktivitäten. Dies nicht zuletzt dank des Engagements von Sun Kirn, die seit zwei Jahren als Bezirkskantorin diesen Bereich mit viel Leben erfüllt und durch neue Ideen bereichert. „Der nun mit unserer heutigen Gründungsversammlung ins Leben gerufene Förderkreis Kirchenmusik Neuenbürg soll zusätzliche Impulse ermöglichen", unterstrich Dekan Joachim Botzenhardt. Und rund 50 Fördermitglieder waren der Einladung in das Gemeindehaus Neuenbürg gefolgt.
     Vor Ort in Neuenbürg ist die Kirchenmusik aktuell geprägt durch die Kantorei mit rund 50 Sänge rinnen und Sängern, einem im Aufbau befindlichen Kinderchor als Projektchor, Orgelkonzerten mit renommierten Organisten, bis hin zum gut frequentierten Orgel unterricht durch die Kantorin. Als erster formaler Akt des neu gegründeten Förderkreises Kirchenmusik Neuenbürg wurde ein Beirat mit acht Mitgliedern gewählt.
     Den musikalischen Rahmen der Gründungsversammlung mit einem kleinen Konzert gestalteten Sun Kirn (Klavier), Naemi Wagner (Violine) und Christian Karl (Posaune).
 
Bild und Textauszug: Gustl Weber Pforzheimer Zeitung



Ergreifende Johannes-Passion erklingt
in der Neuenbürger Georgskirche


Johannes Passion Karin Fehrenbach
J
ohannes Passion St.Georgskirche Neuenbüürg - Bild: Karin Fehrenbach

Zum ersten Mal diente die im Mittelalter erbaute Sankt Georgskirche am Schlossberg an Karfreitag der Neuenbürger Kantorei als Aufführungsort. Mit der Premiere der neuen Konzertreihe „Alte Musik“ gelang Bezirkskantorin Sun Kim, Organist Christian David Karl, Choristen und Solisten ein intimes, eindrückliches Hörerlebnis, bei dem die Johannes-Passion von Heinrich Schütz im Mittelpunkt stand. Im Verzicht auf begleitende Instrumente – lediglich der Chor mit dezentem Basso continuo der Truhenorgel – und durch die Beschränkung auf den reinen Bibeltext, der in weiten Teilen vom Evangelisten vorgetragen wird, bekommt das Spätwerk des Kirchenmusikers ein auf den ersten Blick schlichtes liturgisches Format.
      Doch gelingt ihm darin eine spannungsgeladene Darstellung der Passionsgeschichte mit einem Wechselspiel aus feierlicher Strenge der Rezitative und dramatisch-kraftvoller Charakterisierung der Chöre, die fast modern anmutet und effektvolle, tonmalerische Elemente enthält, mit denen Spott, Ärger, Wut und Falschheit ausgedrückt werden. Die in zwei Chöre aufgeteilte Kantorei mit den Juden auf der linken sowie den Hohenpriestern/Knechten auf der rechten Seite vereinten sich im Eingangschor („Das Leiden unsers Herren Jesu Christi“) sowie im zusammenfassenden Kirchenlied-Vers („O hilf, Christe, Gottessohn“) mit großer Empfindsamkeit.
      Ein dramatischer, atmosphärisch dichter Höhepunkt gelang dem Klangkörper als „ganze Schar“ und „ganzer Haufen“ in der Kreuzigungsszene. Auch dank der hervorragenden Akustik überzeugte Florian Lampadius als Evangelist mit lupenreiner Intonation und perfekter Textverständlichkeit. Allerdings dominierte er mit seinem Tenor streckenweise auch die Chorpassagen zu deutlich und durchbrach so den ansonsten homogenen Klang. Ihm zur Seite stand Arima Makitaro als sich der Last des Martyriums ergebender Jesus.

Karin Fehrenbach/Pforzheimer Zeitung
(Digital)



Funkensprühend und festlich
Duo Klangraum gestaltet einzigartiges Hörerlebnis
an zwei Orgeln. Konzert zum Jahreswechsel in der         
Neuenbürger Stadtkirche.


Duo Klangraum Empore Karin Fehrenbach
Duo Klangraum: Sun Kim und Christian David Karl  - Bild: Karin Fehrenbach

Zum letzten Mal vor ihrer anstehenden Generalüberholung war beim Konzert am Silvesterabend in der Evangelischen Stadtkirche Neuenbürg die 1971 errichtete Mühleisen-Orgel zu hören. So strömten die Besucher zu dem von Bezirkskantorin Sun Kim und Christian David Karl gestalteten, besonderen Hörerlebnis für vierhändiges Orgelspiel, bei der auch die Klop-Truhenorgel mit ihren fünf Registern zum Einsatz kam.
Als Duo „Klangraum“ sind die beiden Kirchenmusiker keine Unbekannten mehr, zumal Karl während seines aktuellen Magisteraufbaustudiums für Orgelimprovisation an der Musikhochschule Stuttgart auch im Kirchenbezirk Neuenbürg immer wieder bei Konzerten und als Organist im Einsatz ist. Obwohl sie als „Königin der Instrumente“ gilt, ist die Orgel - in diesem Fall in neobarocker Disposition angelegt - kein Universalinstrument. So wurden an diesem Abend die Grenzen des Genres „Orgeltranskription“ immer wieder deutlich. Zu den Höhepunkten des gut einstündigen Programms gehörten zweifelsohne die beiden barocken Werke, zunächst das vierhändig und -füßig intonierte „The Grand Halleluiah in the Messiah“, eine von John Marsh bearbeitete Orgelversion des berühmten Schlusschors aus Georg Friedrich Händels Oratorium. Sehr schön modulierte das Duo hier die schnelle, bewegte "Jubel"-Musik, deren Fanfarenklänge und ekstatischen Halleluja-Rufe von majestätisch-gesetzt schreitenden Themen umrankt werden, die die Allmacht Gottes bezeugen sollen. In einer Bearbeitung für zwei Orgeln von Karl erklang Händels berühmte „Feuerwerksmusik“. Der feierlichen Ouvertüre in strahlendem D-Dur, in der die äußerst farbige Registrierung die Hörner-, Flöten-, Trompeten- und Streicher-Klangfarben sowie die Echo-Wirkungen und Thema-Antwort-Passagen zum Strahlen brachten, folgen vier tanzartige Sätze unterschiedlichen Charakters. Sehr schön wurden hier die elegante Bourrée sowie der pastorale, von Holzbläserklängen getragene Satz „La Paix“, die überschwängliche „Réjouissance“ und die beiden abschließenden, kontrastierenden Menuette an den beiden Orgeln wiedergegeben.
Mit seiner typisch romantischen, verträumten Melodieführung und den farbigen harmonischen Wendungen gehört der „Blumenwalzer“ aus der „Nussknacker-Suite“ von Pjotr Iljitsch Tschaikowksi zu den berühmtesten Werken der klassischen Ballettliteratur. Bei dem vierhändig intonierten Werk, mit den perlenden Harfenklängen als Einleitung zur eigentlichen Walzermelodie, beherrschten die beiden Organisten an den beiden Manualen die äußerst begrenzten Spielflächen souverän und ließen mit dynamischer Registrierung das Hauptthema bis zur glanzvollen Apotheose aufleben.
Ließ das marschähnliche „Prélude“ aus George Bizets Oper „Carmen“ noch ausdrucksstark die Themen der schönen Protagonistin, des Stierkampfes und des Paso Doble aufleuchten, so fehlten dem Donau-Walzer von Johann Strauß Sohn, obwohl aus fünf Walzern mit jeweils zwei Themen bestehend, in der etwas eintönig gehaltenen Bearbeitung für zwei Orgeln die spritzige Eleganz und effektvoll-dynamischen Melodiebögen der Orchesterversion.
Mit einem weiteren Dauerbrenner vieler Silvester-Konzerte, dem Radetzky-Marsch von Johann Strauß (Vater) und dem nochmals glanzvoll den Kirchenraum füllenden „Halleluiah“, verabschiedeten sich Sun Kim und Christian David Karl vom begeisterten Publikum.

Karin Fehrenbach/Pforzheimer Zeitung




Messe in A-Dur von César Frank
erklingt in Neuenbürger Stadtkirche
Ein Meisterwerk der polyphonen Chormusik

Kirchenchor Empore Karin Fehrenbach
Chor und Orchester der Bezirkskantorei Neuenbürg - Bild: Karin Fehrenbach

Die „Messe in A-Dur" von Cäsar Franck ist eine der herausragenden Kompositionen des 19. Jahrhunderts. Der bekannteste Teil „Panis angelicus" schaffte es bis in den Olymp der Popmusik. Auf die Einführung des Musikschulleiters Christian Knebel folgte die in der gut besuchten Stadtkirche Neuenbürg dargebotene Orgelfassung mit Bezirkskantorei, Projektchor und Solisten unter der Leitung von Bezirkskantorin Sun Kim.

Mit dem erweiterten Projektchor, den Solisten Sonja Grevenbrock - Reinhardt (Sopran), Byungyong Yoo (Tenor) und Yoonjin Ko (Bass) sowie den Instrumentalisten Rachel Kelz (Harfe), Valentin Weibert (Cello), Christoph Eulenhaupt (Kontrabass) und Christian David Karl (Orgel) gelang Sun Kim eine nicht nur stimmgewaltige, sondern auch eine äußerst stimmungsvolle und bewegende Aufführung. Die dicht gewobenen, von klanglicher Wucht und Überlagerungen geprägten, polyphon aufgebauten Sätze lassen Merkmale des eher von deutschen Komponisten verfolgten symphonischen Stils der damaligen Zeit erkennen. Nach der wunderschönen Einstimmung mit dem dreiteiligen „Kyrie" folg ten die vielschichtig angelegten Teile, das „Gloria" und das „Cre do", die von großer Klangfarbigkeit im Wechsel zwischen Solisten und Chor sowie Passagen von Harfe und Cello geprägt sind. Mit einer gewaltigen Schlussapotheose, einem fulminanten Tutti aller Ausführenden, beschließt Franck im „Credo" seine Vertonung der liturgischen Textvorlage.
    In ihrer Umsetzung zeigte Kim Gespür für die um den Text mäandernden Melodien und schillern de Harmonik. Sie konnte sich da bei sowohl auf die herausragen den Solisten als auch auf die wandelbare Stimmführung der Choristen verlassen. Das Konzert wurde anlässlich des 200. Geburtstages von Franck und als Benefizveranstaltung zugunsten der Diakonie für die Ukrainehilfe ins Programm des Neuenbürger Bezirkskantorats genommen.

Karin Fehrenbach / Pforzheimer Zeitung